Wenn sich am zweiten Advent die Silberdistelhalle in Egenhausen mit Musik füllt, ist das längst mehr als ein Konzert. Es ist eine Tradition, die Brücken baut zwischen festlicher Stimmung und gelebter Nächstenliebe. Am vergangenen Sonntag feierten der Egenhausener Musikverein und Kirchenchor ihr 24. Benefizkonzert und die rund 400 Besucher in der ausverkauften Halle wurden Zeugen eines Abends, der unter die Haut ging.
Die musikalische Reise führte das Publikum von vertrauten Klängen wie "Stille Nacht" und "Go tell it on the mountains" bis hin zu überraschenden Entdeckungen. Besonders "Baba Yetu", das Vaterunser auf Swahili komponiert von Christopher Tin, setzte neue Akzente und zeigte: Weihnachtsmusik kann Brücken schlagen zwischen Kulturen und Kontinenten. Pfarrer Ulrich Holland von der Kirchengemeinde Spielberg-Egenhausen bereicherte das Programm mit einem geistlichen Impuls, der die weihnachtliche Botschaft in die Gegenwart holte.
Die musikalische Darbietung bildete den würdigen Rahmen für den eigentlichen Kern des Abends: das gute Werk. Marlene Rupprecht, Kreissozialleiterin des DRK-Kreisverbandes Calw e.V., und Birgit Klaus, Projektverantwortliche für die DRK-Glücksmomente, stellten das Herzensprojekt vor, das in diesem Jahr vom Konzerterlös profitiert. Die Glücksmomente ermöglichen Menschen, denen Mobilität zur kostbaren Mangelware geworden ist, besondere Ausflüge – sei es zum Weihnachtsmarkt, zur Hochzeit von Verwandten, ins Museum oder einfach hinaus in die Natur. Momente, die im Alltag verloren gegangen sind und durch das Projekt zurückgewonnen werden.
Die Resonanz war überwältigend. Im Anschluss an das bewegende Konzert drängten sich die Besucher um Klaus und Rupprecht, lauschten den Geschichten von bereits durchgeführten Fahrten und erfuhren, wie sie selbst zu Glücksbringern werden können. Die Kassen klingelten – oder vielmehr: die Herzen sprachen. Am Ende des Abends stand eine Spendensumme von rund 3.200 Euro zu Buche, die vollständig in die Glücksmomente fließt.
Ein beachtlicher Betrag für ein Projekt, das ausschließlich durch Spenden am Leben gehalten wird. Für die Fahrgäste selbst sind die Ausflüge kostenlos – eine kleine Geste mit großer Wirkung. Denn manchmal braucht es nicht viel, um jemandem einen unvergesslichen Moment zu schenken. In Egenhausen haben am zweiten Advent 400 Menschen verstanden: Weihnachten beginnt dort, wo wir anderen ihre Glücksmomente ermöglichen.

