· Pressemitteilung

Wenn Helfen zur Selbstverständlichkeit wird

K. Börner / DRK KV Calw

Eine junge FSJ-lerin beginnt sofort mit der Reanimation – und macht sich für Erste-Hilfe-Schulungen stark.

Ein Fußballspiel auf einem Sportplatz im Landkreis Böblingen hätte tragisch enden können: Nach einem Balltreffer gegen den Brustkorb brach eine Spielerin plötzlich zusammen – vermutlich durch Herzrhythmusstörungen ausgelöst. Maja Klemme, die derzeit ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Rettungsdienst des DRK-Kreisverbandes Calw e.V. absolviert, reagierte sofort und begann innerhalb weniger Sekunden mit der Wiederbelebung der Gegenspielerin. 

Weitere Anwesende unterstützten bei der Reanimation und brachten einen Automatisierten Externen Defibrillator (AED) zum Einsatzort. Gemeinsam überbrückten sie so wertvolle Zeit, bis die Helfer-vor-Ort und schließlich der Rettungsdienst eintrafen. Durch ihr beherztes Eingreifen konnte die Spielerin erfolgreich stabilisiert werden und bereits auf dem Sportplatz kam die Spielerin wieder zu Bewusstsein.

Die FSJ-lerin selbst möchte dabei nicht im Mittelpunkt stehen. Für sie sei es selbstverständlich gewesen zu helfen. Stattdessen will sie mit diesem Erlebnis auf etwas anderes aufmerksam machen: die Bedeutung von Laienreanimation, regelmäßigen Erste-Hilfe-Kursen und der frühzeitigen Heranführung an Erste Hilfe bereits in den Schulen.

„Ich wünsche mir, dass möglichst viele Menschen lernen, in einer solchen Situation ruhig zu bleiben und beherzt zu handeln“, sagt sie. „Man muss kein Profi sein, um Leben zu retten – man muss nur den Mut haben, anzufangen.“

Viele fühlen sich unsicher – Umfragen bestätigen Handlungsbedarf

Zwar gilt Erste Hilfe in der Bevölkerung als wichtig, doch in der Praxis fühlen sich viele Menschen unsicher: Laut einer aktuellen ADAC-Umfrage trauen sich 37 Prozent der Befragten nicht zu, im Notfall Erste Hilfe zu leisten. Rund 75 Prozent der Bevölkerung verfügten außerdem über keine aktuellen Reanimationskenntnisse. 

Ohne regelmäßige Auffrischungen und eine stärkere Verankerung von Erste Hilfe in Schulen bleiben viele Menschen im Ernstfall unsicher. Doch gerade bei einem Herz-Kreislaus-Stillstand entscheidet die Zeit bis zu einer Wiederbelebung über das Überleben des Betroffenen. Denn schon nach vier Minuten ohne Reanimation steigt das Risiko irrreversibler Hirnschäden. Bis der Rettungsdienst vor Ort eintrifft, ist es meist schon zu spät.

Wiederbelebung an Schulen im Landkreis Calw

Seit letztem Jahr bietet der DRK-Kreisverband Calw e.V. mit der Aktion „Wiederbelebung an Schulen“ Schülerinnen und Schülern ab der 7. Klasse praktische Schulungen zur Reanimation an. Die Initiative vermittelt in verständlicher Form, wie man bei Herz-Kreislauf-Stillstand schnell und sicher handelt – konkret: Prüfen, Rufen, Drücken. Ziel ist, Hemmschwellen abzubauen und die Fähigkeit zur Hilfeleistung schon in jungen Jahren zu stärken. 

Der Bundesarzt des DRK, Prof. Dr. Bernd Böttiger, fordert schon seit längerem, dass Wiederbelebung nicht nur als Schulprojekt, sondern gesetzlich verpflichtend Teil des Schulunterrichts werden soll. Spätestens ab der 7. Klasse sollten Schülerinnen und Schüler jährlich zwei Unterrichtsstunden mit praktischer Reanimation erhalten. Das Bundesland Hessen nimmt hier eine Vorreiterrolle ein.

FSJ im Rettungsdienst als Chance für Engagement

Das Freiwillige Soziale Jahr im Rettungsdienst bietet jungen Menschen die Möglichkeit, praktische Erfahrungen zu sammeln, Verantwortung zu übernehmen und wertvolle Kompetenzen für das Leben zu erlernen. Die FSJ-lerin Maja, die am Sportplatz beherzt gehandelt hat, möchte ihr Erlebnis deshalb als Beispiel verstanden wissen: Engagement lohnt sich – nicht nur für die eigene Entwicklung, sondern auch für die Gesellschaft.

Appell des DRK

„Dieser Vorfall zeigt eindrücklich, wie wichtig Erste-Hilfe-Kenntnisse sind“, betont Thomas Seeger, Kreisgeschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Calw e.V. „Wir appellieren an alle Bürgerinnen und Bürger, ihre Kenntnisse regelmäßig aufzufrischen und bei Vereinen, Schulen und Institutionen dafür zu sorgen, dass AED-Geräte vorhanden und leicht zugänglich sind.“

Denn klar ist: Jede Minute zählt. Bereits nach wenigen Minuten ohne Herzdruckmassage sinken die Überlebenschancen drastisch. Nichtstun ist daher die größte Gefahr.